Dede: Sie haben als Diakon schon mehrere berufliche Stationen durchlaufen. Jetzt leiten Sie die Bahnhofsmission in Göttingen. Wie hat sich Ihr Berufsweg bis dahin entwickelt?
Overdick: Angefangen habe ich vor mehr als 30 Jahren als Gemeindediakon in Melle für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in einem „eigenen“ kirchlichen Jugendzentrum. Danach zog es mich nach Göttingen: zuerst als „ganzer“ Kirchenkreisjugendwart; ab 2003 dann noch mit einer halben Stelle im Kirchenkreisjugenddienst. Mit der anderen halben Stelle habe ich mich um diverse kirchliche Webseiten gekümmert. Diese Stelle wurde dann zeitlich und inhaltlich auf eine ganze Stelle als Referent für Öffentlichkeitsarbeit ausgeweitet. 2010 wurde diese Stelle dann wieder halbiert. Ich habe mich nach dem qualitativ hochwertigen Konzept der Landeskirche Hannovers zum Freiwilligenmanager ausbilden lassen und arbeite in diesem spannenden Tätigkeitsfeld noch heute. Vor zwei Jahren habe ich die Öffentlichkeitsarbeit ganz aufgegeben und leite seitdem die Bahnhofsmission Göttingen.
Dede: Was hat Sie als Diakon bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?
Overdick: Gereizt hat mich die Leitungsfunktion, verbunden mit dem Engagement von Freiwilligen und natürlich die Chance, in der ältesten ökumenischen Einrichtung Deutschlands zu arbeiten.
Dede: Was gehört in der Leitung der Bahnhofsmission zu den wichtigsten Tätigkeiten?
Overdick: Die Vertretung der Anliegen der Einrichtung und der freiwillig Engagierten nach innen (Diakonie, Caritas, evangelische und katholische Kirche) und außen (Öffentlichkeit). Dazu kommen verwaltungstechnische Dinge, wie Dienst-, Material- und Finanzplanung und die Planung von Veranstaltungen. Eine weiterer wichtiger Tätigkeitbereich sind die Freiwilligen selbst, deren Aus- und Fortbildung, Einzelgespräche und Teamsitzungen mit ihnen, Gespräche mit potenziellen Mitarbeitenden und ihre Begrüßung, Einführung, Verabschiedung…
Dede: Welche Kompetenzen benötigt man für diese Aufgaben und wie haben Sie die erworben?
Overdick: Wichtigste Kompetenz ist ein eindeutiger Leitungsstil, den man immer wieder selbst überprüft bzw. überprüfen lässt. Obwohl schon mehr als 30 Jahre her, gibt es auch noch die vermittelten Kompetenzen, Inhalte und Einstellungen von Dozierenden, Mitstudierenden und Wegbegleitenden der „Fachhochschule“. Auch unterstützt mich die Qualifikation als Freiwilligenmanager bei der alltäglichen Arbeit mit freiwillig Engagierten. Hinzu kommen Erfahrungen des (Berufs-)Lebens und des kollegialen Austausches, die auch einen Teil meiner Kompetenz ausmachen.
Dede: Das sind viele Zuständigkeiten und viel Verantwortung. Welchen Gewinn hat Ihr Anstellungsträger, haben die Mitarbeiter*innen und die Zielgruppen davon, dass Sie Diakon sind?
Overdick: Das können eigentlich ja nur die beantworten, mit denen ich arbeite und Kirche gestalte. Dass ich Diakon bin, wird durch mein religionspädagogisches Profil, meine christliche Grundhaltung und durch meine gruppenpädagogische Kompetenz deutlich. Grundsätzlich finde ich, dass die Bandbreite, die Diakoninnen und Diakone durch Ausbildung und Berufserfahrung erworben haben, Kirche bereichert und von keiner anderen Berufsgruppe so eingebracht werden kann.
Dede: Welche persönliche und berufliche Haltung benötigt man für diese Aufgabe? Was ist Ihr besonderes Profil?
Overdick: Mein Profil wird deutlich, wenn man sich mein „Diakonenleben“ ansieht: Für die unterschiedlichsten Aufgaben gewappnet zu sein und sich durch zusätzliche Qualifikation auf bevorstehende Aufgaben vorzubereiten, macht einen Teil meines Profils aus. Ein weiterer wichtiger Teil ist das Einbringen meiner theologischen und pädagogischen Kompetenz. Gerade seitdem ich in der Bahnhofsmission arbeite, merke ich, dass der soziale Dienst am Bahnhof erst durch das Erzählen von meiner christlichen Motivation, durch das Wahrnehmen der Geschichte der Bahnhofsmission und durch meine christliche Grundhaltung zum kirchlichen Aufgabenfeld wird.
Dede: Stichwort Vernetzung: Als Leitung der Bahnhofsmission sind Sie vermutlich in ein Netzwerk eingebunden. Welche Netze sind das? Gibt es auch eine Vernetzung zu Kirchengemeinden?