Regionale Arbeit zu konzipieren kann für den Berufsanfang und im Team trotz Tücken interessant sein und Spaß machen. Darüber informieren Diakonin Franziska Feldmann und Diakonin Linda Schnackenberg. (Stichworte: Vernetzung, Team, Jugendarbeit, Regionalisierung, doppelt qualifiziert)
Dede: Sie sind Diakoninnen im Kirchenkreis Buxtehude. Dies ist Ihre erste Stelle und Sie haben vor noch gar nicht so langer Zeit angefangen als Diakoninnen zu arbeiten. Wie sind Sie hier aufgenommen worden und wie haben Sie sich zurechtgefunden?
Schnackenberg: Ich bin schon seit 2016 Diakonin im Kirchenkreis Buxtehude und habe davor bereits mein Anerkennungsjahr hier gemacht. Außerdem komme ich ursprünglich auch aus diesem Kirchenkreis, weswegen ich mich schnell zurechtgefunden habe. Ich wurde sowohl von den Jugendlichen als auch dem Team und den Gemeinden sehr offen und herzlich aufgenommen und habe mich sehr schnell wohlgefühlt.
Feldmann: Ich bin hier auch sehr gut angekommen und aufgenommen worden in dem vergangenen halben Jahr. Meine Stelle wurde neu geschaffen, d.h. am Anfang war es noch ein bisschen unklar, was ich genau übernehmen soll. Da haben Linda und ich viel gemeinsam geschaut: Worauf haben wir Lust? Wo wollen wir hin? Wer übernimmt in der Region welche Aufgaben?
Dede: Was genau sind Ihre Aufgaben?
Schnackenberg: Wir sind beide im Kirchenkreisjugenddienst angestellt und arbeiten schwerpunktmäßig in einer Region. Unsere Region besteht aus vier Gemeinden, die wir unter uns aufgeteilt haben. Wir sind hier für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zuständig. Daneben ist unser größtes Projekt die Regionalisierung der Jugendarbeit. Das tun wir zum Beispiel durch gemeinsame Jugendgottesdienste, Mitarbeitendentreffs, eine gemeinsame Konfifahrt und verschiedene weitere Aktionen.
Feldmann: Zusätzlich übernehmen wir noch Aufgaben im Kirchenkreis: Jugendfreizeiten, Dankeveranstaltungen für die Teamer*innen, Aus- und Fortbildung Jugendlicher und alles, was sonst noch so anfällt.
Dede: Das hört sich gar nicht so einfach an. Wie gehen Sie vor?
Schnackenberg: Auf Kirchenkreisebene teilen wir uns die Aufgaben im Kolleg*innenkreis auf. In der Region haben Franziska und ich uns zunächst zusammengesetzt und geschaut, was unsere Ziele sind und wie wir sie erreichen können. Außerdem haben wir über die Erwartungen der Gemeinden und welche Aufgaben jeder einzelnen von uns am meisten am Herzen liegen. Neben den bereits bestehenden regelmäßigen Aufgaben der Gemeinden haben wir darüber hinaus geschaut, wie wir die Region mehr zu einer Region machen können und welche Bedarfe wir damit abdecken können.
Feldmann: Besonders hilfreich ist es, dass wir in einem gemeinsamen Büro sitzen und uns damit gut austauschen können. Ich habe jetzt gerade am Anfang noch ziemlich viele Fragen und muss nicht erstmal zum Telefon greifen, sondern kann Linda direkt ansprechen. Es ist viel einfacher, Aktionen gemeinsam vorzubereiten, zu reflektieren, bei Unsicherheiten eine zweite Meinung zu haben.
Dede: Anscheinend klappt es als Zweierteam sehr gut. Was braucht man, um gut zusammenarbeiten zu können?
Schnackenberg: Eine klare Aufgabenverteilung, ein offenes und ehrliches Miteinander und die Bereitschaft, sich auf das Gegenüber und die Ideen einzulassen.
Feldmann: Das finde ich auch. Bei uns beiden passt es ziemlich gut. Wir haben einen ähnlichen Arbeitsstil bzw. eine Arbeitsmoral, und haben uns in dem halben Jahr viel Zeit genommen, uns gegenseitig kennenzulernen. Dadurch sind wir schon ein ziemlich gutes Team geworden. Und einen Kasten Fritzkola im Büro ist auch nie verkehrt.
Dede: Und wenn es mal schwierig wird?
Feldmann: Wir sind da ganz gut im Austausch. Wenn wir fachlich unterschiedlicher Meinung sind, können wir das ausdiskutieren und trotzdem eine gemeinsame Lösung finden, hinter der wir beide stehen.
Dede: Sie sollen regionale Arbeit entwickeln, das ist ein Arbeitsauftrag. Was tun Sie, damit Sie die Menschen für die regionale Zusammenarbeit interessieren und auf die Reise in das regionale Miteinander einladen?
Schnackenberg: Ganz viel reden und durch gemeinsame Aktionen Menschen in Kontakt bringen und Begegnungsräume schaffen.
Feldmann: Wir versuchen, die Wege zwischen den Gemeinden in den Köpfen kürzer zu machen. Die Regionalisierung hat erst vor Kurzem begonnen, aber ist schon in vielen Köpfen präsent.
Schnackenberg: Genau! Im Herbst fahren wir zum Beispiel erstmalig auf eine große Konfifahrt mit fünf Gemeinden (unsere Region plus eine weitere aus dem Kirchenkreis) und 160 Konfis. Das ist eine gute Möglichkeit mit jugendlichen Ehrenamtlichen, Hauptamtlichen und Konfis aus den Gemeinden ins Gespräch zu kommen und die Vorteile einer zusammenarbeitenden Region zu betonen.
Dede: Gibt es auch Widerstände?
Feldmann: Die Bereitschaft, sich mit dem Fahrrad auf den Weg in die nächste Gemeinde zu machen wächst erst langsam, aber sie wächst.
Schnackenberg: Die Jugendlichen und auch die Erwachsenen sehen den Grund für die Regionalisierung, deshalb würde ich nicht von Widerstand sprechen. Aber natürlich ist es immer etwas schwer, neue Muster und Strukturen erstmal für sich zu entdecken.
Dede: Wie sind Sie vernetzt?
Feldmann: Zum einen mit den Mitarbeitenden der Kirchengemeinden und dem Kirchenkreisjugenddienst, zum anderen aber auch mit anderen Diakon*innen der Landeskirche.
Schnackenberg: Außerdem sind wir in den kommunalen Gremien durch Jugendliche vertreten und die Kirchengemeinde Apensen ist gut mit den Pfadfindern vernetzt.
Dede: Sie machen diese Arbeit als Diakon*innen? Warum braucht man dafür diese Qualifikation?
Feldmann: Als Diakoninnnen sind wir Expertinnen für die drei Bereiche bilden, unterstützen, verkündigen. Ausbildung von Jugendlichen bei JuLeiCa-Schulungen, Jugendliche in ihrer Entwicklung persönlich begleiten und natürlich Andachten feiern und beten. All das habe ich im Studium gelernt und kann davon super viel anwenden.
Dede: Sie sind ja beide noch sehr neu in der Arbeit als Diakoninnen. Was würden Sie Kolleg*innen raten, die demnächst mit der Arbeit beginnen. Woran muss man am Anfang denken?
Schnackenberg: Gerade zu Beginn prasseln einige Infos auf einen ein: neue Strukturen, neue Leute, viele verschiedene Möglichkeiten die Arbeit zu gestalten. Ich habe am Anfang viel gefragt und einfach erstmal Dinge ausprobiert. Nur weil man einmal mit etwas begonnen hat, heißt das nicht, dass man es bis zum Ende seiner Amtszeit immer wieder anbieten muss. Try and Error finde ich ganz normal, auch heute noch. Wichtig finde ich, immer Platz für kreative Ideen freizuhalten und sich nicht von Angeboten, „die schon immer so waren“ erschlagen zu lassen.
Und ganz wichtig ist: Beziehungen brauchen Zeit.
Feldmann: Sich klug zu überlegen, wie viel tatsächlich realisierbar ist. Einfach mal durchrechnen, wie viele Arbeitsstunden ein Jahr hat und welche Projekte wie viel Zeit in Anspruch nehmen. Das war für mich am wenigsten greifbar: Was kann ich realisieren und wo komme ich arbeitsstundenmäßig an meine Grenzen? Das Burgdorfer Modell war da für mich ganz hilfreich.
Dede: Wo kann man mehr über Ihre Arbeit erfahren und wie kann man Kontakt mit Ihnen aufnehmen?
Feldmann und Schnackenberg: Natürlich im Internet unter www.ej-buxtehude.de, da finden sich alle News, unsere Kontaktdaten und der Instagram-Account ist auch gleich verlinkt. Ansonsten freuen wir uns auch immer über persönlichen Besuch in unserem Regionaldiakoninnenbüro in Horneburg.
Dede: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Linda Schnackenberg ist seit dem 1. September 2016 als Diakonin im Kirchenkreis Buxtehude angestellt. Sie übernimmt Aufgaben des Kirchenkreisjugenddienstes und ist schwerpunktmäßig für die Jugendarbeit in einer Region zuständig. Sie hat Religionspädagogik und Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover Fakultät V studiert und ihren BA im Jahr 2015 bestanden. Anschließend hat siie ihr Anerkennungsjahr ebenfalls im Kirchenkreis Buxtehude absolviert. Sie wurde 2016 als Diakonin eingesegnet.
Franziska Feldmann ist seit dem 1. Oktober 2018 Diakonin im Kirchenkreis Buxtehude und dort im Kirchenkreisjugenddienst angestellt. Dort arbeitet sie sowohl auf Kirchenkreisebene, in der Region und schwerpunktmäßig in den Gemeinden Apensen und Neukloster. Sie hat Religionspädagogik und Soziale Arbeit an der Hochschule Hannover Fakultät 5 studiert, ihren BA im Jahr 2017 bestanden und ihr Anerkennungsjahr im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen absolviert. Sie wurde 2018 als Diakonin eingesegnet.