Inklusionsbeauftragte im Kirchenkreisverband Osnabrück

Nachricht 17. Februar 2019

Interview mit Birgit Jäger und Maren Mittelberg

Der Kirchenkreisverband Osnabrück hat sich das Thema Inklusion auf die Fahnen geschrieben. Für diese Aufgabe wurden die Diakoninnen Maren Mittelberg und Birgit Jaeger angestellt. Sie bieten über die Kontaktstelle Veranstaltungen und Fortbildungen an, um die verschiedenen Kirchengemeinden bei inklusiven Prozessen zu begleiten und zu unterstützen. (Stichworte: Inklusion, Vernetzung, Integration, Gemeinwesendiakonie)

Dede: Sie sind beide Diakoninnen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und als solche als Inklusionsbeauftragte tätig. Was waren Ihre Beweggründe diese Aufgabe zu übernehmen und aufzubauen?

Mittelberg: Ich habe in den letzten Jahren schon als Sozialpädagogin in verschiedenen Kontexten mit benachteiligten Personengruppen gearbeitet. Hier war immer der Blick darauf gerichtet, wie eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gelingen kann. Als der Kirchenkreis Osnabrück die Stelle einer Inklusionsbeauftragten ausgeschrieben hatte, fand ich es für mich persönlich attraktiv sozialpädagogische und kirchlich-gemeindepädagogische Schwerpunkte zu verbinden.

Jaeger: Seit meine Tochter mit Down-Syndrom vor 14 Jahren auf die Welt kam, wurde mir die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zur Lebensaufgabe, die ich gerne auch beruflich umsetzen wollte.

Dede: Das sind ja sehr unterschiedliche Anliegen. Schön, dass ein Kirchenkreis sich entscheidet, Stellen für diese Aufgabe im Stellenplan vorzusehen. Können Sie etwas dazu sagen, wie diese Stellen entstanden sind?

Jaeger: Es gab schon eine ähnliche Stelle im Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte, „Hauptsache Mensch“, die sich um Angebote für Menschen mit Behinderung kümmerte, und zusammen mit den Einrichtungen der HHO (Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück) arbeitete.

Mittelberg: Bei meiner Stelle handelt es sich um eine Projektstelle, die von den Ev. Stiftungen Osnabrück finanziert wird. Die damalige Diakoniepastorin hat sich dafür eingesetzt, dass „Inklusion nicht an den Toren Osnabrücks endet“. Ob der Kirchenkreis entscheidet, eine solche Stelle in den Stellenrahmenplan aufzunehmen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Sinnvoll und notwendig wäre das auf jeden Fall.

Dede: Was genau sind Ihre Aufgaben? Können Sie das in Kürze beschreiben?

Mittelberg und Jaeger: Zunächst einmal geht es darum, das Verständnis von Inklusion zu erweitern. Oft hängen wir in unserem Tun noch immer im Modell der Integration (wenn das allerdings schon mal funktioniert, ist immerhin schon ein Anfang gemacht…). Bei allen Tätigkeiten, die wir machen, bewegen wir uns in den Bereichen „Bewusstsein bilden“, „Barrieren überwinden“ und „Teilhabe gestalten“. Dazu gehört es über unsere Kontaktstelle Veranstaltungen und Fortbildungen anzubieten und die verschiedenen Kirchengemeinden bei inklusiven Prozessen zu begleiten und zu unterstützen. Da beraten wir z.B. im inklusiven Konfirmandenunterricht, gestalten inklusive Gottesdienste und entwickeln Begegnungsorte für Menschen mit und ohne Behinderung. Bei allen Tätigkeiten spielt die Vernetzung verschiedener Menschen und Akteure eine große Rolle.

Dede: Sie beide sind schon mal gut miteinander vernetzt. Gibt es auch andere Netzwerke in denen Sie sich austauschen, reflektieren und Anliegen vorantreiben können?

Mittelberg und Jaeger: Zusammenarbeit mit dem RPI Loccum, die Sprengel- AG- Inklusion, Gremienarbeit auf Kirchenkreisebene, kleine inklusive Netzwerke an verschiedenen Orten, das schulische Netzwerk Inklusion in Osnabrück, die Heilpädagogische Hilfe Osnabrück, die Diakonie, die Lebenshilfe, der Blinden- und Sehbehindertenverband, die Gebärdensprachliche Seelsorge und die Blindenseelsorge der Landeskirche, Beratungsstellen und sicherlich noch weitere, die uns jetzt gerade nicht einfallen.

Dede: Was muss man als Diakon*in können und wollen, um so eine Stelle auszufüllen.

Jaeger:  Mein Motto ist: Gemeinsam ausprobieren, wie mehr Teilhabe gelingen kann. Hierzu braucht es Ideen, Offenheit  und Beharrlichkeit Barrieren in den Köpfen zu überwinden.

Dede: Denken Sie, dass dieses Modell auch anderen Kirchenkreisen empfohlen werden kann?

Jaeger: Auf jeden Fall, da Inklusion ein Rechtsanspruch ist, der gerade in der ev. Kirche selbstverständlich gelebt werden sollte. Hierzu braucht es Menschen, die dieses wichtige Thema hochhalten.

Dede: Welche Rahmenbedingungen muss ein Arbeitgeber schaffen und was muss man von Kolleg*innen erwarten, damit sie diese Aufgabe gut erfüllen können?

Mittelberg: Es muss eine Stelle im Umfang von mindestens einer 1/2 Stelle geschaffen werden. Dazu braucht es Visionäre, die sowohl Strukturen im Auge haben als auch mal über die Grenzen hinaus denken mögen. Hohe Flexibilität, Kommunikationsfähigkeit und Mut sind sicherlich wichtig für eine solche Tätigkeit.

Dede: Wo kann man Informationen über Ihre Arbeitsstelle erhalten? Und gibt es noch etwas, was Sie den Leser*innen mitteilen möchten?

Jaeger und Mittelberg: Auf der Homepage des Kirchenkreisverbandes Osnabrück Stadt – und Land und natürlich bei uns persönlich https://www.kirchenkreis-osnabrueck.de/diakonie-und-beratung/inklusion.html

Dede: Vielen Dank für das Gespräch.