Gottesdienste an besonderen Orten

Nachricht 15. Oktober 2019

Diakon Kimm Stefan Herlyn

Dede: Sie sind Diakon im Kirchenkreis Osnabrück. Was ist dort Ihre Aufgabe?

Herlyn: Ich bin im Kirchenkreis als Kirchenkreisjugendwart angestellt mit 75 Prozent, da ist es meine Aufgabe die Mitarbeiter*innen zu schulen, ich berate die Gemeinden und visitiere sie bezüglich der Jugendarbeit, führe Großveranstaltungen durch, vernetze, bin als Vertreter der Evangelischen Jugend in zahlreichen Gremien, bin Kurator, Notfallseelsorger und für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Mit 25 Prozent bin ich Gemeindediakon und da für die Hauptkonfirmanden und Jugendarbeit zuständig.
Seit dem 01.07. dieses Jahres noch zusätzlich in der Geschäftsführung des Sprengels tätig.

Dede: Sie haben im Rahmen Ihrer Arbeit besondere Gottesdienstformate entwickelt. Wie kam es dazu?

Herlyn: Im Jahr 2008 sollte es in Osnabrück einen Katholikentag geben. Ich war noch neu in der Funktion des Kirchenkreisjugendwartes, und wir als Ev. Jugend hatten beschlossen einen Jugendgottesdienst anzubieten, aber alle Räume waren bereits vergeben. Dann sind wir mit unserem Gottesdienst dort hingegangen wo die Menschen eh schon sein würden: in die Kneipe.

Dede: Und die Kneipe und dann andere „besonderen Orte“ sind jeweils mit einem Gottesdienst einverstanden? Wie gehen Sie mit Widerständen um?

Herlyn: Wir fragen die Orte an und geben eine Infomappe heraus. Wenn man uns nicht möchte ist das völlig in Ordnung. Wir arbeiten jeweils mit drei Alternativen

Dede: Was ist außer den besonderen Orten das Besondere an diesen Gottesdiensten?   

Herlyn: Es gibt keine Predigt in diesem Gottesdienst, sondern wir führen Interviews. Wir benötigen keine Dekoration, die Form der Musik ist an den Ort angepasst. Es gibt immer eine Aktion die mit dem Ort zu tun hat.

Dede: Was mussten Sie lernen, damit das Ganze funktioniert?

Herlyn: Um diese Gottesdienste durchzuführen musste es eine neue Form der Kommunikation im Gottesdienst geben, das Moderieren musste professionalisiert werden.

Dede: Und was brauchen Sie noch? Mit wem arbeiten Sie zusammen? 

Herlyn: Wir arbeiten mit den Geschäftsleuten zusammen. Die "Gastgeber" arbeiten in anderen Strukturen und haben andere Ziele, hier mussten wir uns hineindenken.

Dede: Und wie viele Menschen nehmen am Gottesdienst teil? Was sind das für Menschen? Sind das andere Gottesdienstbesucher als am Sonntagmorgen?

Herlyn: Zwischen 60 und 220 Gottesdienstbesucher erreichen wir. Es sind teilweise die gleichen, die auch am Sonntag (morgen oder abend) da sind. Manche sind aber nur neugierig, und nutzen die Gelegenheit hier mal reinzuschauen.

Dede: Was sind Ziele, die Sie mit diesen besonderen Gottesdiensten erreichen möchten?

Herlyn: Wir wollen als Evangelische Jugend im Alltag der Menschen auftauchen, in ihrer Lebenswelt und zeigen, dass Gottesdienst die Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit begleitet

Dede: Wie viel Zeit muss man investieren, um diese Arbeit machen zu können?

Herlyn: Der zeitliche Aufwand hängt vom Ort und den mitarbeitenden Menschen ab, wie geschult sind alle, wie soll es ablaufen.

Dede: Wie viel Organisation steckt dahinter?

Herlyn: Auch hierbei ist der Ort entscheidend, sind Sitzmöglichkeiten vorhanden, welche Form der Band ist dabei, müssen andere Dinge beachtet werden, Tontechnik...

Dede: Was können Sie zu Ihrer Berufsidentität als Diakon sagen?

Herlyn: Der Gottesdienst an besonderen Orten umfasst nahezu alles was unsere Berufsgruppe ausmacht. Management, Organisation, Seelsorge, Gottesdienst, Zielgruppe, Umgang mit dem Gegenüber, Förderung von Begabungen, Demokratische Prozesse initiieren, Ressourcen einsetzen fördern und empfangen.

Dede: Wenn jemand mehr von Ihrer Arbeit wissen möchte, wie kann man Kontakt mit Ihnen aufnehmen?

Herlyn: Am besten per Mail: kimmherlyn@web.de   

Dede: Herzlichen Dank für das Gespräch.