Dede: Sie legen in Ihrer Arbeit einen Schwerpunkt auf Familien/Taufe. Was können Sie zum Konzept sagen?
Mörchen: Die Kinder, die seit März 2017 bei uns getauft worden sind, bekommen jedes Jahr Taufbriefe zum Tauftag mit einem Impuls zur christlichen Erziehung und mit einem kleinen, dazu passenden Geschenk. Das können Kressesamen sein, ein Fischmagnet oder eine Klappkarte mit Kindergebeten darauf. Die ersten Briefe richten sich noch an die Eltern, später werden die Briefe an die Kinder adressiert.
Zur Taufe bekommen die Familien eine edle blaue Mappe mit einem schönen Foto vom Taufstein unserer Kirche darin. Außerdem findet sich in der Mappe ein Anschreiben an die Eltern und an das Kind und viel Platz für eigene Fotos, Kinderbilder, Eintragungen etc. In dieser Mappe können Sie auch die Briefe sammeln, die von da an jedes Jahr zum Tauftag ankommen. Diese Mappe kann Eltern unterstützen, beim Entwickeln von christlichen Ritualen in der Familie. Mit den regelmäßigen Briefen verbinden wir die Hoffnung, dass der Glaube wach gehalten und vielleicht sogar der Kontakt zur Kirche erneuert wird. Dass die Kirche sich nicht nur meldet, wenn sie Geld will, sondern auch, um etwas weiterzugeben, das kommt gut an.
Zusätzlich zu den Taufbriefen machen wir auch Angebote in der Gemeinde, bei denen Familien teilnehmen können: Etwa die Familiensonntage, dreimal im Jahr. Wir beginnen mit einem bunten und sehr lebendigen Gottesdienst und vertiefen anschließend im Gemeindezentrum das Thema mit vielen kleinen Angeboten: Da hatten wir, als es um David und Goliath ging, eine große Sandsackschleuder und eine Schokokuss-Wurfmaschine im Garten. Wir haben ein anderes Mal wie Michel Männchen geschnitzt und wie Sadako in Hiroshima Kraniche gefaltet, es wurden riesige Türme gebaut, Erste Hilfe gelernt und wir hatten die Feuerwehr zu Besuch ... Immer wird viel gesungen.
Für die Eltern gab es eine Kinderbibelausstellung, mit Tipps und Auswahlkriterien. Zu jedem Thema gibt es mindestens eine Stellwand mit einem schriftlichen Gesprächsimpuls ... Einige Väter und Kinder kochen gemeinsam etwas Leckeres und alle Familien bringen etwas für ein Buffet mit. Das gemeinsame Essen wird immer mit einem einfachen christlichen Lied begonnen. Anschließend endet der Familiensonntag mit einem Segen. Damit machen wir deutlich: Es braucht nicht viel, oft sind es kleine Gesten, Aktionen, Gedanken oder Rituale, die Gott in den Familienalltag holen können.
Außerdem bieten wir einmal im Jahr ein Familienfest und eine Familienfreizeit an, darüber könnte ich jetzt nochmal genauso viel erzählen ...
Dede: Wie ist die Resonanz auf Ihre Arbeit? Was gelingt besonders gut?
Mörchen: Die Kirche ist immer gut gefüllt, bei unseren Familiensonntagen. 150 Besucherinnen sind keine Ausnahme. Wir bekommen zu diesen Sonntagen auch viel sehr positives Feedback, von ganz verschiedenen Familien. Hier sehen wir neben denen, die schon echte Stammgäste sind, immer wieder neue Familien. Auch bei denen, die jetzt schon ganz regelmäßig zu den Familiensonntagen erscheinen, sind einige, die sonst nicht in den Gottesdienst oder in den Kindergottesdienst kommen.
Einzelne Kontakte, die über Familiensonntag und Familienfreizeit entstanden sind, haben schon Früchte getragen: Ein Vater ist über die erste Familienfreizeit in den Kirchenvorstand gekommen, ein anderer Vater von zwei Grundschulkindern hat seine Söhne nach dem ersten Familiensonntag gleich zur Taufe angemeldet ... Aber das sind natürlich die Highlights, das erleben wir nicht täglich.
Die Taufbücher kommen auch gut an. Die Taufeltern empfinden es als sehr wertschätzend, dass die Gemeinde sich nach der Taufe von sich aus regelmäßig bei ihnen meldet.
Leider habe ich selbst fast noch keine Reaktionen auf einzelne Taufbriefe bekommen. Insofern weiß ich noch nicht, was dabei besonders gut ankommt. Wir überlegen aber gerade, im nächsten Jahr einen Rückmeldebogen beizulegen, wenn wir die Briefe verschicken, um in Erfahrung zu bringen, was den Empfänger*innen gut gefällt und was nicht.